Tag 4: 11.07.2011
Von der Rifugio Boe zur Rifugio Valparola
Und wieder strahlt ein blauer Himmel zum Fenster herein. Katzenwäsche mit saukaltem Wasser und dann zum einfachen Frühstück. Heute haben wir die längste Etappe der Dolomitendurchquerung vor uns. Zuerst müssen wir auf den Piz Boe hinauf, dann geht es hinunter zum Campolongopass, wieder hinauf auf die Pralongia und zum Schluss noch über den nördlichen Ausläufer des Setsass hinweg und entlang seiner Flanke hinunter zum Valparolapass. Heute sollte das Wetter unbedingt halten.
Zu den Details. Zuerst ein kurzes Stück leicht bergan auf dem Plateau hin zum Gipfelaufbau des Boe. Der Steig windet sich über Felsstufen und Geröll steil hinauf, an einigen Stellen ist mit Seilen gesichert. Auf dem sehr kleinen Gipfelplateau des Piz Boe muss sich ein Gipfelkreuz, die Schutzhütte Capana Fassa und ein unschönes Gerüst für eine Telefonverteilung den Platz teilen. Uns erwartete eine grandiose Rundumsicht. Im Süden sah man die Marmolada zum Greifen nahe. Und den Blick über den Sellastock schweifend, den Einblick in das Val Lasties, durch das wir gestern aufgestiegen sind. Weiter über die nördlichen und östlichen Teile des Sellastockes sahen wir im Südosten unseren weiteren heutigen Weg. In der Ferne die Pralongia, weiter hinten den Setsass und ganz in der Ferne die Tofana.
Nach einigen Gipfelfotos und einer Trinkpause begann der lange Abstieg. Zuerst mussten wir über Felsstufen und Geröll zu einem Plateau hinuntersteigen. Dann folgte die schwierigste Stelle, die Pigulerzschlucht. Über eine sehr steile Schotterrinne fiel der Steig ca. 150 Höhenmeter in Serpentinen hinunter. In der Mitte der engen Schlucht lag noch ein langes steiles Schneefeld. Äusserst vorsichtig querten wir dieses steile Feld, da unten wieder Schotter und Felstrümmer begannen. Unten verlief der Steig dann fast eben entlang der überhängenden Wand der Sella entlang hinüber zu einem kleinen Kessel. Vor uns lag die Franz Kostnerhütte, die wir aber nicht aufsuchten. Wir setzten unseren Abstieg nach rechts fort und mussten zuerst einige steile Felsstufen überwinden, bevor der Steig auf einen steilen Wiesenhang mündete, den wir schräg nach abwärts querten. Jetzt kamen wir in Latschenbewachsenes Felslabyrint mit unzähligen Felsnadeln, das wir durchquerten. Anschließend fiel der Steig nocheinmal steil abwärts, bevor wir die Liftstation des Caiserliftes erreichten. Um den Abstieg etwas abzukürzen benutzten wir die steile Lifttrasse für unseren weiteren Abstieg. Durch Blumenwiesen erreichten wir schließlich die Campolongopassstrasse und hielten eine kleine Pause.
Jetzt begann der Aufstieg zum Pralongiagasthaus. Zuerst mussten wir ein Stück einer Lifttrasse steil hinauf benutzen, dann begann aber ein sehr schöner Waldweg, der uns immer leicht bergan führte. Das letzte Stück des Weges mussten wir auf einer Schotterstrasse zurücklegen, die sehr steil hinauf zum Gasthaus führte. Erschöpft hielten wir eine längere Pause. In dem überfüllten Gasthaus Pralongia konnten wir unseren Durst und Hunger stillen.
Auf endlosen Almwiesen führte der Weg uns hinüber zum Setsass. Wir mussten einen kleinen Sattel über den nördlichen Ausläufer besteigen. Drüben fiel der Steig steil in einen Kessel hinunter. Dann verlief der Weg durch einen lichten Lärchenwald wieder bergauf. Später erreichten wir wieder Fels. Hier führte uns der Steig über Fels und Geröll an der Nordflanke des Setsass entlang, bevor es wieder hinunter zu einer Almwiese ging. Jetzt mussten wir noch einen Hügel umschreiten und erreichten über einen schmalen Pfad die Valparolastrasse und das Refugio Valparola.
Das Refugio war eigentlich ein kleines Hotel und wir bekamen ein schmuckes Zimmer. Das Abendessen war wieder sehr reichlich und schmackhaft. Das Wetter spielte glücklicherweise wieder mit, wir hatten den ganzen Tag reichlich Sonnenschein.